Interview mit Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler

„Keine andere Krebsart lässt sich mit moderner Diagnostik so gut verhindern.“

#GehzumCheck

Warum ein positiver Befund noch lange nicht Krebs bedeutet und wie wir Gebärmutterhalskrebs besiegen können. Mehr dazu im Interview mit Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder.

Es gibt mehrere Früherkennungsmöglichkeiten für den Gebärmutterhalskrebs: Die geläufigsten in der westlichen Welt sind ein zytologischer Abstrich vom Muttermund (PAP-Abstrich, „Krebsabstrich“) und die Abnahme eines HPV-Tests, ebenso mittels Abstrich vom Muttermund/Gebärmutterhals.

Die Früherkennung bei Gebärmutterhals ist äußerst erfolgreich und effektiv, da hier bereits Vorstadien von Krebs entdeckt und behandelt werden können, bevor es überhaupt zu einer Erkrankung kommt. Aus medizinischer Sicht gibt es keine andere Krebsart, die man mit moderner Diagnostik so gut verhindern kann. Deshalb kann ich nur an alle Frauen appellieren, diese Chance zu nutzen und regelmäßig zur Früherkennung zu gehen. Die wenigen Minuten, die man hier investiert, können viel Leid ersparen und manchmal ein ganzes Leben schenken.

In den allermeisten Fällen hat ein auffälliger Pap-Test mit Krebs gar nichts zu tun. Er zeigt häufig völlig harmlose Veränderungen des Zellgewebes an, die entweder von selbst wieder verschwinden oder die im Rahmen eines kleinen Eingriffs leicht behandelt werden können. Deshalb finde ich es sehr unglücklich, dass in diesem Kontext immer noch der Begriff „Krebsabstrich“ genutzt wird, da dadurch unnötig Ängste geschürt werden.

Ist der Pap-Test positiv, folgen weitere Untersuchungen. In den meisten Fällen wird ein HPV-Test zur Ermittlung einer Infektion mit HPV Hochrisiko-Typen sowie eine Kolposkopie gemacht – eine Untersuchung des Gebärmutterhalses mit einer speziellen Lupe. Bei auffälligen Veränderungen kann auch eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden. Für zusätzliche Klarheit kann ein Biomarker-Test sorgen, der krankhaft veränderte Zellen sichtbar macht. So lässt sich besser beurteilen, ob diese wieder von alleine verschwinden – was sehr häufig der Fall ist – oder ob eine weitere Behandlung notwendig ist. 

Fast alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs werden durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst. Diese sind so weit verbreitet, dass sich fast jeder von uns irgendwann in seinem Leben damit infiziert. Dies gilt übrigens für Männer genauso wie für Frauen. Die Viren werden ausschließlich über intime Kontakte beim Küssen und beim Sex übertragen. Meistens heilt die Infektion wieder von selbst ab, aber nicht in allen Fällen. Safer Sex mit Kondomen kann das Risiko einer Infektion senken, der beste Schutz gegen HPV ist allerdings die HPV-Impfung. Diese ist vor dem ersten intimen Kontakt am wirksamsten und wird für Mädchen und Buben im Alter von 9 bis 12 Jahren empfohlen. Aber auch danach ist eine Impfung möglich und sinnvoll.

Die Wahrscheinlichkeit nach einer HPV-Impfung im optimalen Impfalter (9.-12. Geburtstag) an einem Gebärmutterhalskrebs zu erkranken ist sehr niedrig. Wenn man zusätzlich noch eine Früherkennung betreibt, sinkt die Wahrscheinlichkeit gegen 0.  Es gibt jedoch sehr seltene Krebsarten (andere feingewebliche Tumorarten), die trotzdem entstehen können.

Für Österreich ist dieses Ziel absolut erreichbar. Aktuell sehen wir rund 400 Fälle von Gebärmutterhalskrebs pro Jahr, was bereits ein niedriger Wert im internationalen Vergleich ist. Wenn wir diese Zahl weiter reduzieren wollen, müssen wir hierfür die HPV-Impfraten deutlich erhöhen und noch flächendeckender auf HPV testen. Wenn wir hier alle an einem Strang ziehen, bräuchte schon bald nahezu keine Frau in Österreich mehr an Gebärmutterhalskrebs sterben.

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Stand: September 2022

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