skip to content

Gesundheit neu denken: Von Gesundheitsparks bis zur digitalen Diagnostik

Dialog Gesundheit - Michael Heinisch

Wie könnte das Gesundheitssystem im Jahr 2040 aussehen? Uta-Maria Ohndorf entwirft in der neuen Folge von Dialog Gesundheit eine Vision: Ein digitaler Gesundheitsassistent gibt morgens aktuelle Hinweise über den Gesundheitszustand, im Gesundheitspark greifen Ärzt:innen, Pflege, Ernährungs- und Bewegungsexpert:innen ineinander – und Gesundheit ist Teil des Alltags.

An diesem Bild arbeitet Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, schon heute. Im Gespräch wird deutlich: Damit diese Zukunft Wirklichkeit werden kann, braucht es neue Modelle, Mut zur Veränderung – und einen klaren Blick auf die größten Herausforderungen.

Auf einen Blick: 

  • Gesundheitsparks: integrierte Versorgung als Antwort auf Fachkräftemangel und steigende Krankheitslast

  • Prävention mit Spaß: Gamification, Nudging und neue Anreizsysteme sollen gesundes Verhalten fördern

  • Datennetz statt Silos: verknüpfte Informationen als Schlüssel für personalisierte Medizin

Die demografische Schere

Österreich steht vor einer klaren Herausforderung: Die Bevölkerung wird älter und mit zunehmendem Alter wächst auch die Zahl der gesundheitlichen Probleme. Bereits heute leben rund eine Million Menschen mit sieben oder mehr Diagnosen in Österreich. Diese sogenannte Multimorbidität erhöht den Versorgungsbedarf erheblich.

Doch während der Bedarf an Versorgung zunimmt, steigt die Zahl der verfügbaren Fachkräfte nicht im gleichen Maß. Ärzt:innen, Pflegekräfte und Anbieter:innen von Gesundheitsdiensten sind schon jetzt stark gefordert. Daraus entsteht eine Versorgungslücke, die sich in den kommenden Jahren vergrößern wird.

Michael Heinisch sieht die Lösung darin, Menschen länger gesund zu halten, Doppelstrukturen abzubauen und Angebote zu integrieren. Nur so lasse sich das System nachhaltig entlasten und gleichzeitig die Qualität der Versorgung sichern.

Gesundheitsparks: Netzwerke statt Silos

Die Antwort der Vinzenz-Gruppe auf dieses Ungleichgewicht sind Gesundheitsparks. Sie setzen genau dort an, wo das klassische Gesundheitssystem oft an seine Grenzen stößt: bei der Fragmentierung. Anstatt Patient:innen von einer Anlaufstelle zur nächsten zu schicken, vereinen Gesundheitsparks die wichtigsten Angebote unter einem Dach.

Hier arbeiten Ärzt:innen, Pflegekräfte, Physiotherapeut:innen, Ernährungsberater:innen und Bewegungscoaches Hand in Hand. Für die Patient:innen bedeutet das: weniger organisatorischer Aufwand, kürzere Wege und eine Versorgung, die nicht in parallelen Strukturen verharrt, sondern reibungslos ineinandergreift.

Gesundheitsparks schaffen laut Michael Heinisch damit etwas, was im bestehenden System nur schwer gelingt: niederschwellige, integrierte und menschlich nahe Versorgung.

„Die helfenden Hände dürfen sich nicht überkreuzen, sie müssen ineinandergreifen.“ – Michael Heinisch

Diagnostik wird dynamisch

Diagnostik ist heute weit mehr als eine Blutabnahme oder ein Laborbefund. Dank moderner Technologien wie Wearables, Apps und Künstlicher Intelligenz (KI) entstehen kontinuierlich neue Daten über unseren Gesundheitszustand – nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern rund um die Uhr.

Diese Fülle an Informationen verändert den Zugang zur Medizin: aus Datenpunkten werden Muster, aus Mustern konkrete Handlungsempfehlungen. So lassen sich Gesundheitsrisiken frühzeitig erkennen und individuell zugeschnittene Präventions- und Therapiepläne entwickeln.

Für die Labormedizin bedeutet das einen tiefgreifenden Wandel. Routinewerte, die früher ausschließlich im Labor erhoben wurden, können heute niederschwelliger und näher bei den Patient:innen erfasst werden – etwa in der Apotheke oder sogar zu Hause. Die Labore selbst gewinnen dadurch neue Freiräume: Sie können sich verstärkt auf komplexe, hochspezialisierte Analysen konzentrieren, die über das hinausgehen, was derzeit im Alltag möglich ist.

Prävention attraktiver machen

Prävention gilt als Schlüssel zu mehr gesunden Lebensjahren und einer verbesserten Lebensqualität – doch sie ist oft schwer umzusetzen. Wer etwa mit dem Rauchen aufhört, spürt die positiven Effekte meist erst viele Jahre später. Dieser lange Zeithorizont macht es für viele Menschen schwierig, motiviert zu bleiben.

Damit Gesundheitsverhalten im Alltag gelingt, braucht es kurzfristige Anreize und spürbares Feedback. Das kann von steuerlichen Erleichterungen über Bonusmodelle der Sozialversicherung bis hin zu spielerischen Ansätzen reichen. Gamification, also spielerische Elemente wie Belohnungen oder Wettbewerbe, und Nudging, kleine Anstupser zu besseren Entscheidungen, setzen genau hier an. Sie machen gesunde Entscheidungen leichter und erlebbarer. 

Das Ziel dabei ist klar: Gesundheit soll Freude machen und nicht als Pflichtübung empfunden werden.

„Gesundheit ist nicht nur ein Systemthema, sondern gehört auch in den Alltag: in die Gesundheitsparks, in die Community, in Ihre täglichen Routinen.” – Uta-Maria Ohndorf

Gesundheit ganzheitlich denken

Gesundheit ist weit mehr als adäquate Spitalsversorgung. Bildung (die sogenannte Health Literacy), Prävention, ambulante Versorgung, Pflege und Rehabilitation sind ebenso entscheidende Bausteine. Doch diese Bereiche liegen häufig in unterschiedlichen Zuständigkeiten und werden nicht als Einheit verstanden. 

Michael Heinisch plädiert deshalb für eine gemeinsame Gesundheitsstrategie mit klaren Zielwerten – von den Schulen über Krankenhäuser bis hin zum niedergelassenen Bereich. Nur wenn alle Akteure auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten, kann nachhaltige Verbesserung entstehen.

Wichtig ist dabei auch die Transparenz: Jede:r Einzelne sollte nachvollziehen können, welchen Beitrag das eigene Verhalten zum Gesamtziel leistet – sei es durch Prävention, Vorsorge oder den bewussten Umgang mit Gesundheit im Alltag.

Vom System in den Alltag

Wenn Prävention, Diagnostik, Versorgung und Datenflüsse ineinandergreifen, entsteht mehr als ein funktionierendes System. Es entsteht die Chance, Menschen ein längeres und gesünderes Leben zu ermöglichen. Genau darin liegt der Kern jeder Weiterentwicklung: Gesundheit nicht nur zu erhalten, sondern aktiv zu verlängern.

Die Zukunft des Gesundheitswesens entscheidet sich nicht an einzelnen Maßnahmen, sondern daran, ob es gelingt, das Ganze auf ein gemeinsames Ziel auszurichten – mehr gesunde Lebensjahre für alle.