Medienmitteilung
Wien, 27.07.2012
Uneingeschränkt in den Urlaub fahren
Nur 10 % der Gerinnungspatienten übernehmen selbst Verantwortung für ihre Gesundheit und messen Blutgerinnungswerte selbstständig.
Patienten mit Vorhofflimmern, künstlichen Herzklappen oder venösen Thromboembolien (z.B. tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie) müssen regelmäßig gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, um Komplikationen (z.B. Schlaganfall oder das erneute Auftreten einer venösen Thromboembolie) vorzubeugen. In Österreich sind rund 60.000 Menschen auf die lebenslange orale Antikoagulation und der damit verbundenen regelmäßigen Blutgerinnungskontrolle angewiesen. Derzeit betreiben aber lediglich rund 6.000 der Patienten Selbstmanagement. Durch das Selbstmanagement können Patienten die Therapiequalität verbessern sowie ihren Alltag flexibler gestalten.
In der Blutgerinnung spielt Vitamin K eine wichtige Rolle. Gerinnungshemmende Medikamente, sogenannte Vitamin K-Antagonisten (Gegenspieler), verzögern Gerinnselbildungen und schützen vor einer erhöhten Thromboseneigung. Da bei einer Unterdosierung das Thromboserisiko und bei einer Überdosierung das Blutungsrisiko steigt, ist eine regelmäßige Kontrolle des Gerinnungs-Wertes notwendig. Gemessen wird der INR-Wert (International Normalized Ratio). Der gemessene INR-Wert sollte im vorgegebenen therapeutischen Zielbereich liegen, damit der Patient einem möglichst geringen Komplikationsrisiko ausgesetzt ist.
Häufiger im Zielbereich – weniger Komplikationen
Üblicherweise erfolgt die INR-Messung alle 4 Wochen durch niedergelassene Ärzte oder in Spitalsambulanzen. Für Patienten besteht aber auch die Möglichkeit, den INR-Wert wöchentlich selbst zu bestimmen [1]. Durch die häufigeren Messungen zuhause können Messwerte außerhalb des therapeutischen Bereichs schneller erkannt und korrigiert werden. Die Zeit im therapeutischen Bereich ist ein wichtiger Parameter für die Qualität der Blutgerinnungstherapie. Dr. Benjamin Dieplinger, Präsident der Österreichischen Arbeitsgruppe für Selbstmanagement der oralen Antikoagulation (ÖASA), bezieht Stellung zum Selbstmanagement in Österreich: „Unsere Erfahrungen aus den ÖASA-Schulungszentren zeigen, dass Patienten, die das Gerinnungs-Selbstmanagement betreiben, mit ihren gemessenen INR-Werten in über 80% der Fälle im therapeutischen Zielbereich liegen. Je häufiger sich die Messwerte im therapeutischen Zielbereich befinden, umso weniger Komplikationen treten auf.“
Eine Erleichterung für die Patienten
Für die INR-Messung benötigt man, ähnlich wie bei der Diabetesmessung, nur einen Tropfen Blut aus der Fingerbeere. Befindet sich der Wert innerhalb des therapeutischen Zielbereichs, so wird das Dosisschema beibehalten. Liegt dieser leicht außerhalb des therapeutischen Bereichs, kann der Patient die Medikamentendosis, wie in der Gerinnungsschulung gelernt, selbst anpassen. Wird ein INR-Wert gefährlich weit außerhalb des therapeutischen Bereichs gemessen, so ist der Patient verpflichtet einen Arzt zu kontaktieren [2]. Für Ulrike Walchshofer, seit 9 Jahren Gerinnungs-Selbstmanagerin und Gründerin der Selbsthilfegruppe INR-Austria, hat das Gerinnungs-Selbstmanagement klare Vorteile: „Durch das Selbstmanagement bin ich unabhängig. Ich messe meinen INR-Wert in wenigen Minuten zu Hause, was weder meinen Arbeitsalltag noch meine sonstige Lebensplanung beeinflusst. Im Sommerurlaub bin ich nicht durch ständige Arztbesuche eingeschränkt und kann schnell auf etwaige veränderte INR-Werte außerhalb meines therapeutischen Bereichs reagieren.“
Referenzen
- [1] Homepage INR-Austria: http://www.inr-austria.at/index.php?article_id=3
- [2] Homepage ÖSSA: http://www.oeasa.at/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=29&Itemid=37
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